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Micky-Maus-Copyright läuft aus

Louisa Wright
17. Juli 2022

Das Urheberrecht für die älteste Version von Micky Maus läuft 2024 aus. Was bedeutet das für die berühmteste Maus der Welt?

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Standbild aus "Steamboat Willie" aus dem Jahr 1928: Micky Maus am Steuer eines Schiffes
So fing alles an: Die erste Micky Maus-Version aus dem Jahr 1928 Bild: Walt Disney/ Everett Collection/picture alliance

Sie ist die wahrscheinlich berühmteste Zeichentrickfigur überhaupt: Micky Maus. Im Jahr 2024 wird die früheste Version des allseits geschätzten Nagers in die Gemeinfreiheit ("public domain") übergehen. Mickey Mouse, so die englische Schreibweise, tauchte erstmals 1928 in dem animierten Kurzfilm "Steamboat Willie" auf - dem ersten Zeichentrickfilm, der vertont wurde.

In den USA gilt das Urheberrecht für Originalwerke nach dem Tod des Urhebers noch weitere 70 Jahre. Für Werke, die anonym, pseudo-anonym oder von einem Angestellten im Rahmen seiner Arbeit geschaffen wurden, gilt es jedoch 95 Jahre lang. Für Werke, die vor 1978 veröffentlicht wurden, wie etwa Micky Maus, gilt das Urheberrecht nur für 95 Jahre ab dem Datum der Veröffentlichung.

Nachfolgende Micky Maus-Versionen sind also geschützt, bis ihre 95 Jahre abgelaufen sind - aber die erste Version von Micky Maus nähert sich dem Ende ihres Urheberrechtsschutzes. Seit ihrem Beginn hat die beliebte Maus einige Veränderungen erfahren: Die frühere Micky Maus sah anders aus als die etwas rundere Maus von heute. Sie hatte eine spitze Nase wie eine Ratte und dünne Arme und Beine.

Diese Version wird im Prinzip gemeinfrei. Doch wenn diese ursprüngliche Version der Maus als Markenzeichen anerkannt wird, könnte Disney dennoch einige Rechte behalten, obwohl das Unternehmen das Urheberrecht an "Steamboat Willie" verliert. "Die erste Frage ist, ob Disney 'Steamboat Willie' nicht nur als Figur, sondern auch als Symbol für Disney verwendet", so Jane Ginsburg, Professorin für literarisches und künstlerisches Eigentumsrecht an der Columbia Law School, im DW-Interview.

Urheberrecht versus Marke

Eine Marke ist ein erkennbares Symbol oder ein Ausdruck, der mit einem Produkt oder einer Dienstleistung eines bestimmten Unternehmens oder einer Person verbunden ist. Im Gegensatz zum Urheberrecht kann sie ewig bestehen. In den USA muss eine Marke zudem nicht eingetragen werden, um als solche zu gelten.

Wenn die Version von Micky Maus in "Steamboat Willie" als Symbol für Disney angesehen wird, kann das Unternehmen also sagen, dass es sich um eine Marke handelt. Das bedeutet, dass die Figuren verwendet werden können, aber nur so, dass sie nicht ausschließlich als Disney-Figuren verstanden werden.

Winnie Puuh als Serienmörder

Was es bedeutet, wenn Disney-Figuren in die Gemeinfreiheit übergehen, zeigt das Beispiel von Winnie Puuh. Die Originalgeschichten und -figuren von Alan Alexander Milnes (1926) sind seit Anfang 2022 gemeinfrei.

Aber Disneys ikonisches Bild der Figur, der gelbe Bär mit dem roten T-Shirt, der erstmals 1966 in einem kurzen Zeichentrickfilm auftauchte, ist immer noch urheberrechtlich geschützt. Der Unterhaltungsriese hält auch mehrere Markenrechte an dem beliebten Teddybären, was die Verwendung der Figur auf Produkten einschränkt.

Ausgelotet werden die Grenzen von Disneys Urheberrecht an der Figur in einem neuen Film, der keine Disney-Produktion ist: "Winnie the Pooh: Blood and Honey" ist ein Horrorfilm, der noch in diesem Jahr in die Kinos kommen soll. Darin wird die Figur von A.A. Milne als Serienmörder neu erfunden.

"Wir wussten, was [Disneys] Urheberrecht war und was sie gemacht haben", sagte Regisseur Rhys Waterfield gegenüber der US-amerikanischen Zeitschrift "Variety". "Also haben wir so viel wie möglich getan, um sicherzustellen, dass [der Film] nur auf der Version von 1926 basiert". Abgesehen vom Namen könnte man den honigliebenden Bären nicht mit dem von Disney verwechseln. Pooh trägt einen Holzfälleranzug und seine Gesichtszüge sind verzerrt.

Tote Marken: Von Aspirin bis Thermoskanne

Wenn eine Marke zu einem Gattungsbegriff für eine Klasse von Produkten oder Dienstleistungen wird, kann das Unternehmen das Recht verlieren, sie als seine Marke zu bezeichnen. Aus diesem Grund kündigte Google 2013 an, gegen Verbraucher vorzugehen, die "googlen" als Gattungsbegriff verwenden, obwohl sie eigentlich nicht die Google-Suchmaschine benutzen.

"Markeninhaber möchten beides haben", sagt Ginsburg. "Sie wollen, dass das Wort ein allgemein bekannter Name ist, solange die Leute zwei Vorstellungen gleichzeitig im Kopf haben - dass Google ein Synonym für die Suche ist, aber auch, dass Google ein bestimmtes Unternehmen ist, das die Suche durchführt."

Plakat von "Steamboat Willie": zu sehen ist Micky Maus lachend am Steuer des Schiffes
Micky Maus in "Steamboat Willie": hier sah die Maus noch anders aus als heuteBild: Disney/ Mary Evans Picture Library/picture alliance

Berühmte Beispiele für Marken und Produkte, die zu Gattungsbegriffen wurden, sind Aspirin und Thermos. "Es gibt tatsächlich eine ganze Reihe von toten Marken, die ihre Verbindung verloren haben, oft weil der Markeninhaber die Verwendung der Marke nicht richtig überwacht hat - das Wort hat aufgehört, eine individuelle Marke zu bedeuten", erklärte Ginsburg. Wenn die Gültigkeit einer Marke in Frage gestellt wird, werden Umfragen durchgeführt, um festzustellen, ob die Menschen die Marke mit einer bestimmten Marke oder einem bestimmten Produkt in Verbindung bringen.

Warum erlischt das Urheberrecht?

Wenn eine Person sich die Mühe macht, ein originelles Werk zu schaffen, sollte man meinen, dass sie die Rechte auf Dauer behalten sollte. Warum also erhalten Autoren und Erfinder nur begrenzte Eigentumsrechte? In der Patent- und Urheberrechtsklausel der US-Verfassung heißt es, dass der Kongress befugt ist, "den Fortschritt der Wissenschaft und der nützlichen Künste zu fördern, indem er den Urhebern und Erfindern für begrenzte Zeit das ausschließliche Recht an ihren jeweiligen Schriften und Entdeckungen sichert."

"Wie fördert man also den Fortschritt des Wissens? Zuerst bringt man Menschen dazu, Werke zu schaffen, und dann sorgt man dafür, dass diese Werke weit verbreitet werden", sagt Ginsburg. Und schließlich würden die Werke durch die Gemeinfreiheit dann vollständig verfügbar gemacht.

 

Aus dem Englischen von Sven Töniges.