1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Microsoft mischt die Spielebranche auf

18. Januar 2022

Microsoft - die größte Softwareschmiede weltweit - wappnet sich für die Zukunft mit einer Mega-Übernahme: Für 69 Milliarden Dollar will das Unternehmen die "Candy Crush"-Spielefirma Activision Blizzard übernehmen.

https://p.dw.com/p/45iSU
Illustration von Spielfiguren von Microsoft und Activision Blizzard
Microsoft mit seiner Xbox positioniert sich zum Wettbewerber Sony mit der Playstation Bild: Dado Ruvic/Illustration/REUTERS

Der Software-Riese hinter der Spielekonsole Xbox möchte den Spieleanbieter Activision Blizzard für fast 70 Milliarden Dollar kaufen. Microsoft ist bereit, für Activision Blizzard einen heftigen Aufpreis zu zahlen: Das Gebot von 95 Dollar je Aktie liegt gut 45 Prozent über dem Schlusskurs von 65,39 Dollar am vorherigen US-Handelstag am Freitag. Die Spielefirma werde damit insgesamt mit 68,7 Milliarden Dollar (60,4 Mrd Euro) bewertet, wie Microsoft mitteilte.

Vorwürfe von sexueller Belästigung

Der umstrittene Chef von Activision Blizzard, Bobby Kotick, solle weiter an der Spitze der Spielefirma blieben, hieß es. Kotick war in den vergangenen Monaten nach Vorwürfen von sexueller Belästigung und Diskriminierung bei dem Unternehmen in die Kritik geraten. Unter anderem wurde ihm vorgehalten, nicht entschieden genug gegen Fehlverhalten von Managern eingeschritten zu sein.

Microsoft kauft die Call-of-Duty-Firma Activision Blizzard
Ein Sceenshot aus dem Spiel "Call of Duty" der Spielefirma Activision BlizzardBild: Photoshot/picture alliance

Activision Blizzard war im Sommer vom US-Bundesstaat Kalifornien verklagt worden. Der Konzern habe eine sexistische Unternehmenskultur gefördert, bei der Frauen systematisch benachteiligt würden, kritisierte die für die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen in dem Bundesstaat zuständige Behörde DFEH. Die Firma wies die Vorwürfe zunächst weit von sich, beauftragte dann aber doch eine Anwaltsfirma mit der Aufklärung der Vorwürfe.

245 Millionen Candy Crush-Spieler

Microsoft rechnet mit einem Abschluss des Deals bis Ende seines nächsten Geschäftsjahres, das bis Mitte 2023 läuft. Vorher muss unter anderem noch die Zustimmung der Wettbewerbshüter eingeholt werden. Die Aktie ging im frühen US-Handel am Dienstag zeitweise auf rund 83 Dollar nach oben, noch deutlich entfernt von den gebotenen 95 Dollar - was eine gewisse Skepsis der Anleger zeigt.

USA Xbox Series X
Ein Controller der Microsoft-Spielekonsole XBox/Series X - es gibt immer noch Lieferschwierigkeiten Bild: Fabian Sommer/dpa/picture alliance

Microsoft, das bereits Spielestudios mit bekannten Titeln wir "Doom" und "Minecraft" unter seinem Dach hat, würde seine Marktposition mit Activision Blizzard deutlich stärken. Games der Firma locken monatlich knapp 400 Millionen Spieler an. Rund 245 davon entfallen auf den vor einigen Jahren übernommenen "Candy Crush"-Anbieter King.

Spielebranche im Wandel

Die Spielebranche befindet sich aktuell in einem großen Wandel. Zum einen verlagert sich mehr Geschäft von Konsolen und PCs auf Smartphones. Dort sind die Games meist zwar kostenlos zu spielen - viele Nutzer geben aber Geld für zusätzliche Inhalte oder Hilfen aus. Diese kleinen Beträge addieren sich angesichts der Größe des Smartphone-Marktes zu beträchtlichen Summen.

Microsoft kauft die Call-of-Duty-Firma Activision Blizzard
Ein Screenshot aus dem Spiel "Call of Duty" - Spiele-Streaming soll zukünftig für gute Geschäfte sorgenBild: Photoshot/picture alliance

Zum anderen gehört Microsoft zu den Plattform-Anbietern, die versuchen, Spiele-Streaming im Markt zu etablieren. Die Spiele laufen dabei eigentlich nicht auf den Geräten der Nutzer, sondern auf Servern im Netz. Das Modell bietet die Aussicht auf fortlaufende Abo-Einnahmen statt des einmaligen Verkaufs einer Konsole. Allerdings sind schnelle Internet-Verbindungen eine Grundvoraussetzung für das Modell, das bisher noch ein Nischenangebot ist.

Branche profitiert von Pandemie 

Microsofts Geschäft mit der Xbox-Konsole wurde zuletzt - wie auch beim Konkurrenten Sony mit seiner Playstation - stark von den globalen Engpässen bei Chips und anderen Bauteilen zurückgehalten. Xbox- und Playstation-Geräte der neuesten Generation sind mehr als ein Jahr nach der Markteinführung nach wie vor schwer zu bekommen.

Activision Blizzard profitierte wie auch andere Branchenplayer zeitweise von der Corona-Pandemie, in der Menschen mehr Zeit mit Videospielen und Smartphone-Games verbringen. Zuletzt verbuchte die Firma im Ende September abgeschlossenen Quartal ein leichtes Umsatzplus auf gut zwei Milliarden Dollar. Der Gewinn legte im Jahresvergleich um rund sechs Prozent auf 639 Millionen Dollar zu.

nob/qu (rtr, dpa)