Kreative Pause im Künstlerdorf
Über 200 Menschen arbeiten im Künstlerdorf Holzmarkt 25 in Berlin. In der Pandemie bleibt die Gastronomie geschlossen, Veranstaltungen fallen aus. Doch die Künstler und Künstlerinnen geben trotzdem nicht auf.
Kreative Pause im Künstlerdorf
Sie machen Musik, schaffen Kunst oder backen Brot: Über 200 kreative Menschen arbeiten im Holzmarkt 25 mitten in Berlin. Doch die Corona-Pandemie hat die Gemeinschaft hart getroffen. Ob Kulturveranstaltungen, Konzerte oder Gastronomie: Das alles muss ausfallen. Aber auch unter so schwierigen Bedingungen hat man im Holzmarkt 25 Mittel und Wege gefunden, um weiterzuarbeiten.
SPRECHER:
Bunt, unkonventionell unkonventionell besonders; ungewöhnlich; anders als normal und alternativ alternativ hier: anders als das Normale/Herkömmliche : Das ist das Künstlerdorf Künstlerdorf, -dörfer (n.) ein Ort, an dem viele Künstler leben und arbeiten Holzmarkt 25 – mitten in Berlin, direkt an der Spree. Rund 200 Kreative arbeiten hier, darunter DJ DJ, -s/DJane, -s (aus dem Englischen) jemand, der auf Partys Musik auswählt und sie auf einem Gerät abspielt s, Künstler und Musiker. Das kleine Stadtquartier Quartier, -e (n.) hier: ein Wohnviertel hat eine eigene Bäckerei, eine Kindertagesstätte Kindertagesstätte, -n (f.) ein Ort, an dem Kinder tagsüber betreut werden , eine Weinhandlung, eine Musikschule, ein Restaurant und einen Club. Natürlich wurde auch der Holzmarkt 25 von der Pandemie hart getroffen. Seitdem steht hier vieles still, wie Pressesprecher Konstantin Krex bedauert etwas bedauern etwas schade finden .
KONSTANTIN KREX (Pressesprecher):
Man kann keine Kultur machen, man kann keine Konzerte veranstalten. Wir können kaum Leute bewirten jemanden bewirten einem Gast Essen und Trinken geben . Und das tut richtig weh.
SPRECHER:
Doch das kreative Projekt lässt sich nicht unterkriegen sich nicht unterkriegen lassen umgangssprachlich für: nicht aufgeben, etwas unbeirrt weiterführen . Mattis Harpering betreibt auf dem Areal Areal, -e (n.) das Gebiet; der Ort eine Bio-Bäckerei. Momentan hat er nur an vier Tagen in der Woche geöffnet, denn Besucher und Touristen gibt es momentan nicht. Dennoch bleibt er optimistisch.
MATTIS HARPERING (Bäcker):
[Wir] hatten uns sehr auf diesen Tourismus verlassen. Und dadurch hat uns das sehr getroffen. Wir haben uns aber dann … Aus Not mussten wir uns dann irgendwie umgucken und sind jetzt ein bisschen ins Liefergeschäft gekommen, was auch wieder positiv ist, weil wir dadurch auch mehr zur Bäckerei wurden und mehr Brot dann auch produziert haben.
SPRECHER:
Mai 2017: Das genossenschaftliche genossenschaftlich so, dass etwas vielen Menschen gehört und von ihnen gemeinsam verwaltet wird Vorzeigeprojekt Vorzeigeprojekt, -e (n.) ein Projekt, das sehr gut funktioniert und ein Vorbild für andere Projekte sein kann wird feierlich eröffnet. Von einer Pandemie ahnt etwas ahnen etwas voraus|sehen; etwas vermuten damals noch keiner etwas, und es wird kräftig, eng an eng, bis spät in die Nacht gefeiert. Schnell entwickelt sich der Holzmarkt 25 zum Besuchermagneten Besuchermagnet, -e (m.) hier: eine Sehenswürdigkeit, die von vielen Menschen besucht wird und zieht Einheimische Einheimische, -n (m./f.) eine Person, die aus einem Ort/Land kommt und dort nicht fremd ist wie Touristen gleichermaßen an. Heute geht es auch im Studio 25 um einiges ruhiger zu. Hannes Husten ist Sänger und Gitarrist bei der Band SIND und leitet das Tonstudio Tonstudio, -s (n.) ein Raum, in dem Tonproduktionen (z. B. Musik, Sprachaufnahmen) stattfinden des Quartiers. Er macht aus der Not eine Tugend aus der Not eine Tugend machen eine schwierige Situation geschickt zu seinem Vorteil nutzen, sodass am Ende etwas Gutes entsteht – wie auch der international bekannte DJ Oliver Koletzki.
OLIVER KOLETZKI (DJ):
Das war eigentlich für mich ’ne gute Pause, mal nicht so viel auf Tour zu sein. Und [ich] habe deswegen sehr viel Zeit hier am Holzmarkt verbracht, war fast täglich im Studio, hab an neuen Projekten gearbeitet, hab in dem letzten Jahr ein ganzes neues Album geschrieben. Und … ja, das hat mich persönlich auch entschleunigt etwas/jemanden entschleunigen etwas/jemanden langsamer werden lassen .
HANNES HUSTEN (Musiker):
Der Holzmarkt war für uns als Studiobetreiber und auch als Musiker am Holzmarkt extrem wichtig, weil wir zum einen durch die ganzen Streams Stream, -s (m., aus dem Englischen) ein Video oder ein Audio, das im Internet übertragen wird enger zusammengerückt sind und zusammen Projekte aufgezogen etwas auf|ziehen hier: etwas organisieren; etwas von Anfang an betreuen haben und neue Ideen entwickelt haben. Und darüber hinaus ist der Holzmarkt, wie gesagt, auch ’ne Familie, die niemanden fallen lässt jemanden fallen lassen hier: jemanden in der Not nicht unterstützen . Das heißt, wenn mal die Miete nicht gezahlt werden kann oder jemand gerade anderweitig anderweitig auf eine andere Art irgendwie nicht klarkommt (mit etwas/jemandem) nicht klar|kommen umgangssprachlich für: nicht gut (mit etwas/jemandem) zurechtkommen; Probleme (mit etwas/jemandem) haben , ist immer jemand da, der einem hilft. Und man wird hier nicht sofort rausgeschmissen jemanden raus|schmeißen jemanden entlassen; jemanden feuern; jemandem kündigen oder fallen gelassen.
SPRECHER:
Kaum Kundschaft Kundschaft (f., nur Singular) die Kunden, die in einem Geschäft einkaufen wegen der Corona-Krise: Das macht sich auch im Geschäft der Künstlerin Isabel Ott bemerkbar. Denn ihre Upcycling Upcycling (n., nur Singular, aus dem Englischen) die Herstellung von neuen, wertvolleren Gegenständen aus gebrauchten Gegenständen oder Müll -Kunstwerke aus Müll kommen bei jemandem an|kommen hier: bei jemandem beliebt sein besonders bei bei jemandem an|kommen hier: bei jemandem beliebt sein Touristen sehr gut an bei jemandem an|kommen hier: bei jemandem beliebt sein . Die Pandemie hat sie dennoch als Inspirationsquelle Inspirationsquelle, -n (f.) etwas, das einen auf neue künstlerische Ideen bringt genutzt.
ISABEL OTT (Künstlerin):
Es gab ’n Thema für mich. Also, während des ersten Lockdowns habe ich meine Corona-Chroniken Chronik, -en (f.) etwas, das eine bestimmte Zeit für die Zukunft dokumentiert angefangen. Das heißt, ich hab eigentlich jeden Tag ein Piece Piece, -s (n., aus dem Englischen) hier: ein einzelnes Kunstwerk gemacht, wo es um Corona ging. Ich habe eine Kissenserie Serie, -n (f.) hier: eine Reihe von Kunstwerken gemacht, aus ’ner alten Stickbilder Stickbild, -er (n.) ein Bild aus Stoff sammlung, die ich habe. Den Stuhl hab ich gemacht mit der Frau, die einen Corona-Hut hat. Toilettenpapier war das Thema schlechthin sein das Thema sein, über das hauptsächlich gesprochen wird ja auch das Thema schlechthin das Thema schlechthin sein das Thema sein, über das hauptsächlich gesprochen wird . Während Corona habe ich diesen Halter gemacht. Ich hatte immer was zu tun, hatte immer Spaß dabei.
SPRECHER:
Ein paar Häuser weiter leitet Jonathan Bucka eine Musikschule. Zwar ist die Anzahl der Schüler von 180 auf 150 gesunken, der Unterricht findet aber immer noch statt – wenn auch nur noch digital.
JONATHAN BUCKA (Musiklehrer):
Im Vergleich zu anderen Branchen Branche, -n (f.) ein bestimmter Bereich der Wirtschaft fühlen wir uns hier natürlich privilegiert privilegiert so, dass man bestimmte Vorteile hat, die andere nicht haben , dass wir unser Angebot trotzdem online weiterführen können, weil viele unserer Lehrkräfte sind auch noch neben dem Unterrichten als Musiker tätig, in Orchestern, freischaffend freischaffend nicht fest angestellt; so, dass jemand selbst nach Aufträgen suchen muss . Und diese Art der Einkunft Einkunft, -künfte (f.) das Geld, das man mit etwas verdient ist natürlich aktuell komplett weggebrochen weg|brechen umgangssprachlich für: plötzlich nicht mehr da sein; sehr stark zurückgehen seit März 2020. Daher ist das immer noch so ’n letztes Standbein Standbein, -e (n.) hier: eine von mehreren Tätigkeiten, mit denen man das Geld zum Leben verdient , wo wir sehr dankbar dafür sind.
SPRECHER:
Natürlich gibt es auch auf dem Holzmarkt 25 Verlierer. Der Club Kater Blau bleibt vorerst geschlossen und auch im Säälchen finden schon seit Langem keine Veranstaltungen statt. Das Café, die Patisserie Patisserie, -n (f., aus dem Französischen) eine Konditorei, in der besonders edle Süßwaren hergestellt werden und das Restaurant sind dicht sein hier umgangssprachlich für: geschlossen sein ebenso dicht dicht sein hier umgangssprachlich für: geschlossen sein . Viele Projekte und Pläne liegen auf Eis liegen so sein, dass an etwas vorläufig nicht mehr gearbeitet wird derzeit erst einmal auf Eis auf Eis liegen so sein, dass an etwas vorläufig nicht mehr gearbeitet wird . Dennoch wurde bislang keinem der Festangestellten im Team gekündigt.
KONSTANTIN KREX:
Das ist die tolle Botschaft, die wir mitnehmen können, dass unser Konzept sich sich als tragfähig erweisen sich zeigen, dass etwas dauerhaft funktioniert in dieser verdammt verdammt hier umgangssprachlich für: sehr schweren Zeit als tragfähig erwiesen sich als tragfähig erweisen sich zeigen, dass etwas dauerhaft funktioniert hat und dass man miteinander Wege gefunden hat, da durchzukommen durch|kommen hier: etwas überstehen; etwas erreichen . Zwar mit ’nem blauen Auge mit einem blauen Auge umgangssprachlich für: so, dass man etwas zwar mit Schwierigkeiten, aber ohne großen Schaden schafft , aber wir stehen noch und wir wissen: Es wird weitergehen.
SPRECHER:
Gemeinsam und solidarisch solidarisch so, dass man sich gegenseitig unterstützt trotzt jemandem/etwas trotzen sich jemandem/etwas widersetzen das urbane urban städtisch Künstlerdorf der Krise und ist sich sicher: Es kommen auch wieder bessere Zeiten.
Kreative Pause im Künstlerdorf
unkonventionell — besonders; ungewöhnlich; anders als normal
alternativ — hier: anders als das Normale/Herkömmliche
Künstlerdorf, -dörfer (n.) — ein Ort, an dem viele Künstler leben und arbeiten
DJ, -s/DJane, -s (aus dem Englischen) — jemand, der auf Partys Musik auswählt und sie auf einem Gerät abspielt
Quartier, -e (n.) — hier: ein Wohnviertel
Kindertagesstätte, -n (f.) — ein Ort, an dem Kinder tagsüber betreut werden
etwas bedauern — etwas schade finden
jemanden bewirten — einem Gast Essen und Trinken geben
sich nicht unterkriegen lassen — umgangssprachlich für: nicht aufgeben, etwas unbeirrt weiterführen
Areal, -e (n.) — das Gebiet; der Ort
genossenschaftlich — so, dass etwas vielen Menschen gehört und von ihnen gemeinsam verwaltet wird
Vorzeigeprojekt, -e (n.) — ein Projekt, das sehr gut funktioniert und ein Vorbild für andere Projekte sein kann
etwas ahnen — etwas voraus|sehen; etwas vermuten
Besuchermagnet, -e (m.) — hier: eine Sehenswürdigkeit, die von vielen Menschen besucht wird
Einheimische, -n (m./f.) — eine Person, die aus einem Ort/Land kommt und dort nicht fremd ist
Tonstudio, -s (n.) — ein Raum, in dem Tonproduktionen (z. B. Musik, Sprachaufnahmen) stattfinden
aus der Not eine Tugend machen — eine schwierige Situation geschickt zu seinem Vorteil nutzen, sodass am Ende etwas Gutes entsteht
etwas/jemanden entschleunigen — etwas/jemanden langsamer werden lassen
Stream, -s (m., aus dem Englischen) — ein Video oder ein Audio, das im Internet übertragen wird
etwas auf|ziehen — hier: etwas organisieren; etwas von Anfang an betreuen
jemanden fallen lassen — hier: jemanden in der Not nicht unterstützen
anderweitig — auf eine andere Art
(mit etwas/jemandem) nicht klar|kommen — umgangssprachlich für: nicht gut (mit etwas/jemandem) zurechtkommen; Probleme (mit etwas/jemandem) haben
jemanden raus|schmeißen — jemanden entlassen; jemanden feuern; jemandem kündigen
Kundschaft (f., nur Singular) — die Kunden, die in einem Geschäft einkaufen
Upcycling (n., nur Singular, aus dem Englischen) — die Herstellung von neuen, wertvolleren Gegenständen aus gebrauchten Gegenständen oder Müll
bei jemandem an|kommen — hier: bei jemandem beliebt sein
Inspirationsquelle, -n (f.) — etwas, das einen auf neue künstlerische Ideen bringt
Chronik, -en (f.) — etwas, das eine bestimmte Zeit für die Zukunft dokumentiert
Piece, -s (n., aus dem Englischen) — hier: ein einzelnes Kunstwerk
Serie, -n (f.) — hier: eine Reihe von Kunstwerken
Stickbild, -er (n.) — ein Bild aus Stoff
das Thema schlechthin sein — das Thema sein, über das hauptsächlich gesprochen wird
Branche, -n (f.) — ein bestimmter Bereich der Wirtschaft
privilegiert — so, dass man bestimmte Vorteile hat, die andere nicht haben
freischaffend — nicht fest angestellt; so, dass jemand selbst nach Aufträgen suchen muss
Einkunft, -künfte (f.) — das Geld, das man mit etwas verdient
weg|brechen — umgangssprachlich für: plötzlich nicht mehr da sein; sehr stark zurückgehen
Standbein, -e (n.) — hier: eine von mehreren Tätigkeiten, mit denen man das Geld zum Leben verdient
Patisserie, -n (f., aus dem Französischen) — eine Konditorei, in der besonders edle Süßwaren hergestellt werden
dicht sein — hier umgangssprachlich für: geschlossen sein
auf Eis liegen — so sein, dass an etwas vorläufig nicht mehr gearbeitet wird
sich als tragfähig erweisen — sich zeigen, dass etwas dauerhaft funktioniert
verdammt — hier umgangssprachlich für: sehr
durch|kommen — hier: etwas überstehen; etwas erreichen
mit einem blauen Auge — umgangssprachlich für: so, dass man etwas zwar mit Schwierigkeiten, aber ohne großen Schaden schafft
solidarisch — so, dass man sich gegenseitig unterstützt
jemandem/etwas trotzen — sich jemandem/etwas widersetzen
urban — städtisch